Ignorieren ja oder nein?

 

Legt ein Hund ein unerwünschtes Verhalten an den Tag, so wird oft der Tipp gegeben, dieses Verhalten einfach zu ignorieren. Das kann, muss aber nicht von Vorteil sein.

Immer häufiger wird bei den Erziehungsmethoden das Ignorieren mit aufgenommen. Wenn ein Halter in einer Hundeschule oder auch bei Freunden und anderen Hundebesitzern nachfragt, wie sie das eine oder andere negative Verhalten bei ihren Hunden in den Griff bekommen haben, dann wird er öfters hören, dass hier nur das Ignorieren geholfen hat. Das klingt erst einmal gut. Dem Hund wird keine körperliche Gewalt zugefügt und er lernt, dass er mit seinem negativen Verhalten keine Aufmerksamkeit bekommt. Tatsächlich kann das funktionieren, ist aber nicht in allen Situationen wirklich empfehlenswert.

Wann wird von „Ignorieren“ gesprochen?

Es gibt zwei Arten des Ignorierens. Der Halter kann sich komplett von dem Hund wegdrehen oder der Halter kann einfach nicht auf das unerwünschte Verhalten des Tieres eingehen, sich jedoch anderweitig mit ihm beschäftigen. Bettelt ein Hund beispielsweise um Essen, dann kann ihm der Rücken zugedreht werden. Es ist aber auch möglich, ihn einfach durch etwas anderes abzulenken. Beide Male wird sein Verhalten ignoriert. Grundsätzlich ist es so, dass die Ignoranz des Tieres als eine negative Erziehungserfahrung zu sehen ist. Für den Hund ist es dramatisch, nicht von seinem Halter beachtet zu werden. Wer also ohne negative Erfahrungen erziehen möchte, der sollte komplett darauf verzichten.

Die negativen Seiten des Ignorierens

Folgende Situation ist vorstellbar: Der Halter geht mit seinem Hund spazieren. Ihm kommt ein anderer Hundehalter mit seinem Vierbeiner entgegen. Der eigene Hund beginnt, wie wild an der Leine zu ziehen, zu knurren und zu bellen. Wäre der Halter nun konsequent, müsste er den Hund ignorieren, schließlich handelt es sich hierbei um unerwünschtes Verhalten. Der Hund jedoch wird, da der Halter nicht eingreift, in seinem Glauben bestärkt, alles richtig zu machen und merkt sich dies auch für das nächste Mal. Mit dem Ignorieren wird also genau das Gegenteil von dem erreicht, was eigentlich erwünscht war. Ebenso ist es, wenn der Hund Essen vom Tisch klaut, nicht zurückkommt, falls er freiläuft oder auch in Haus oder Wohnung uriniert.

Kann das Ignorieren auch Sinn machen?

Die Antwort auf diese Frage ist ein ganz klares „Ja“. Natürlich hat diese Art der Erziehung auch ihre Vorteile, wenn sie richtig genutzt wird. Zu ignorieren sind alle Dinge, bei denen der Hund nicht direkt erwischt wurde. Kommt der Halter nach Hause und seine Kissen liegen kaputt auf dem Boden, so bringt eine Strafe hier eh nichts mehr, da der Hund sie nicht mit seinem Fehlverhalten in Verbindung bringt. Sehr gut kann das Ignorieren auch beim Betteln eingesetzt werden. Wenn hier jeder in der Familie darauf achtet, den Hund einfach nicht zu beachten, wird er irgendwann merken, dass es keinen Sinn macht, zu betteln und die unerwünschte Angewohnheit abstellen. Für alle anderen Arten von Fehlverhalten ist es jedoch wichtig, den Hund richtig zu erziehen und ihm das Grundkommando „Stopp“ beizubringen. Mit diesem Kommando lässt sich unerwünschtes Verhalten direkt beenden und Hund und Halter sind zufrieden.